Fortbildung zur überbetrieblichen Praxis in den SHK-Werkstätten

Wenn Lehrer die Schulbank drücken oder besser gesagt die Werkbank, dann hat das einen guten, wenn nicht sogar sehr guten Grund. Denn gemeinsam mit dem Max-Born-Berufskolleg hat die Fachinnung für Sanitär-Heizung-Klima-Klempnerei (SHK) in Recklinghausen eine ganz neue Art der Zusammenarbeit ins Leben gerufen.
Um die Verknüpfung zwischen schulischer und überbetrieblicher Ausbildung zukünftig noch besser gestalten zu können, sind fünf Lehrer des Berufskollegs für zwei Wochen in der SHK-Werkstatt selbst in die Lehre gegangen. Und das Ergebnis dieser Premiere kann sich sehen lassen.

„Als Lehrer ist man ja meistens weniger handwerklich unterwegs, sondern vermittelt eher die Theorie. Durch die Zeit in der SHK-Werkstatt haben wir einen sehr detaillierten Einblick in die überbetriebliche Praxis bekommen und können jetzt viel genauer sagen, was die Innung von den Schülerinnen und Schülern in der Ausbildung verlangt“, erklärt Steffen Diener.
Genau wie seine Kollegen Felix van Holt, Marcel Drucks, David Pohl und Thai Dong unterrichtet er am Max-Born-Berufskolleg die SHK-Auszubildenden der ersten und zweiten Lehrjahre – als Quereinsteiger im Lehrberuf. Sie alle sind Maschinenbauingenieure und waren in der Industrie tätig, bevor sie ins Lehramt eingestiegen sind. Ihre praktischen Erfahrungen im SHK-Handwerk sind deswegen bis jetzt eher gering gewesen.
„Genau das möchten wir mit dieser neuen Art der Zusammenarbeit ändern“, sagt Lars Peters, Ausbildungsmeister bei der Fachinnung SHK. „Damit die Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler zukünftig noch besser unterstützen können, haben wir sie zu uns in die Werkstatt eingeladen. Hier konnten sie genau die Dinge einmal selbst machen, die die Auszubildenden während ihrer überbetrieblichen Ausbildung auch machen.“

Vom Lehrplan zur Werkstatt und zurück

Ziel ist es, den schulischen und den überbetrieblichen Ausbildungsteil noch besser miteinander zu verknüpfen sowie die Lehrkräfte optimal in den praktischen Teil zu integrieren.
„Als Lehrer haben wir zwar die Lehrpläne, aber die sind häufig sehr abstrakt. Die Zeit in der SHK-Werkstatt hat uns gut gezeigt, warum die Lehrpläne so aufbereitet sind, wie sie sind. In den zwei Wochen hatten wir oft die gleichen Fragezeichen in den Augen wie die Schülerinnen und Schüler und mussten an genau den gleichen Problemstellungen arbeiten. Diese Erfahrung hilft uns sehr, die Auszubildenden im Unterricht viel zielgerichteter abholen zu können“, findet Seiteneinsteiger Marcel Drucks. Einen weiteren Vorteil sieht er in den kurzen Abstimmungswegen zwischen Schule und SHK-Innung. So könne man die Auszubildenden noch individueller begleiten, fördern und fordern.
Dass die zwei Wochen, für die die Lehrer im Übrigen sogar freiwillig auf einen Teil ihrer Ferien verzichtet haben, nicht nur extrem zielführend waren, sondern sicherlich auch ein dauerhaftes Projekt werden können, da sind sich alle einig. Und das lag garantiert nicht nur am „Geschenk“, was es am Ende gab, so Lars Peters. „Wir wollten, dass die Lehrer sowohl etwas lernen als auch ein Werkstück mitnehmen können. Deswegen durfte jeder sein neu erworbenes Wissen direkt beim Bau seiner eigenen Gartendusche anwenden.“

Text: Dr. Felicitas Bonk für die Kreishandwerkerschaft Recklinghausen und das Max Born Berufskolleg.

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